Ein stolzes Finish, nach einer verletzungsbedingten Vorgeschichte
Zum 9. Mal hieß es für mich "You are an Ironman" Dieses Mal härter als sonst erkämpft und deshalb bin ich auf das Finish beim Ironman Austria in Klagenfurt stolzer denn je. Über meine Verletzungsgeschichte, Trainingsdefizite (Leistenbruch OP, Influenza, Achilles...) im Vorfeld könnte ich ein Buch schreiben, aber damit will ich euch nicht langweilen. Was zählt ist das Finish, auch wenn die Zeit mit über 12 h grottig ist. Viele wären an meiner Stelle erst gar nicht erst angetreten, aber das macht mich aus, niemals aufgeben - Never give up.
Ich wurde gefragt, was mich noch immer antreibt, trotz aller Rückschläge, warum ich das mache: Ich liebe den Nervenkitzel, neue Herausforderungen, mit Steinen im Weg trotzdem ans Ziel zu kommen, den Sport, den Wettkampf, persönliche Bestzeiten aufzustellen, über Grenzen gehen, die Erleichterung und Zufriedenheit, wenn man durch das Ziel läuft, beim Wettkampf von der Familie unterstützt zu werden, immer weiterzumachen. Ich könnte da unendlich aufzählen. Das ist mein Leben. Und wenn man nicht an sich glaubt, dann wird man seine Ziele nicht erreichen. Irgendwie funktioniert es dann doch, wenn man es wirklich will. Man muss eben das Beste aus dem machen, was man zur Verfügung hat. Auch bei meinem 9. Ironman-Finish bin ich mit Tränen in den Augen, vom harten Wettkampf gezeichnet, in den Zielkanal eingebogen. Meine Mäuse jubelten mir freudestrahlend zu und der Kämpfer-Winkl hatte es mal wieder geschafft: „You are an Ironman“. Wenn man nur will, dann ist alles möglich. Anything is possible.
Natürlich bin ich auch brutal stolz auf meine kleine Iron-Emma, die bei den Ironkids angetreten ist und eine super Leistung beim Swim & Run rausgehauen hat...
Veranstalter: Ironman
Datum: 18.06.2023
Zeit: 12:20:44
Swim: 3,8 km in 1:08:30
Bike: 180 km in 6:21:52
Run: 42,2 km in 4:34:37
Platz Gesamt Männer: 891 von 2096
Platz AK M45 Männer: 133 von 271
Unterkunftstipp in Klagenfurt: Seepark Wörthersee Resort
Freitag, 04. August 2023 von Winklmeier Markus
Du bist hier: Winklworld`s sportliche Erfolge
Inhaltsverzeichnis:
- 1. Vorgeschichte
- 2. Anreise, Startunterlagen und letzte Einheiten vor dem Start
- 3. Iron-Emma oder was der Papi kann, das kann die Tochter schon lange…
- 4. Raceday Swim
- 5. Raceday Bike
- 6. Raceday Run
- 7. Heimreise und Fazit
- 8. Ergebnis Ironman Kärnten Ak 45
- 9. Hier findest du meine Triathlon Packliste / Checkliste
1. Vorgeschichte
Wie ich schon in der Einleitung erwähnte, will ich euch nicht großartig mit meiner Verletzungsmisere langweilen. Deshalb auch nur eine Kurzfassung: Wegen Dauerhusten durch eine hartnäckige Influenza verabschiedeten sich im Dezember meine linke und rechte Leiste. Dies hatte eine Leistenoperation im März zur Folge. Mit den Auswirkungen der Operation hatte ich leider bis zum Ironman zu kämpfen.
Es waren nur kurze Einheiten am Rad, kaum Lauftraining und wenige Schwimmeinheiten möglich. Ich trainierte immer nach Schmerzgefühl und stoppte die Trainingseinheit, wenn es zu schmerzhaft wurde. Eine Woche vor dem Start verletzte ich mich blöderweise auch noch an der rechten Achillessehne bei einem Traillauf und anhaltende Darmprobleme machten das Ganze auch nicht besser. Somit hatte ich perfekte Voraussetzungen für einen Ironman mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen geschaffen…
2. Anreise, Startunterlagen und letzte Einheiten vor dem Start
Die Achilles schmerzte und ich humpelte durch die Arbeitswoche. Am Donnerstagabend entschied ich gemeinsam mit meiner Familie, dass wir nach Klagenfurt fahren werden, um zum 10. Mal am Start eines Ironman`s zu stehen. So weit so gut, am Freitag nach der Arbeit setzten wir uns ins Auto und fuhren los. Irgendwie stand das Event für uns Winkls unter keinem guten Stern. Auf der Fahrt nach Österreich wurde Timi übel und er kotzte mich und das Auto voll. Irgendwie schafften wir es dann doch im stinkenden Auto gegen 20 Uhr den Wörthersee zu erreichen.
Ach stimmt, da gibt es ja noch einen weiteren Stein, der uns in den Weg gelegt wurde. Vor 2 Wochen wurde meine gebuchte Unterkunft wegen einem Krankheitsfall storniert. Natürlich ist so kurz vor dem Event in Klagenfurt und Umgebung alles ausgebucht. Zufällig fand ich noch eine Unterkunft mitten im Zentrum von Klagenfurt auf Airbnb. Der Haken daran war, das wir nur bis Sonntag buchen konnten und somit am Abend nach dem Ironman nach Hause fahren mussten. Wir wurden von den Vermietern Lukas und Natalie sehr freundlich empfangen und bezogen unser kleines Zimmer im 3. Stockwerk. Müde fielen wir alle in die Federn und schliefen tief und fest.
Noch vor dem Frühstück setzte ich mich auf das Triathlonrad und fuhr durch Klagenfurt. Nach einer halben Stunde war ich wieder zurück in der Unterkunft. Das Rad war technisch in Ordnung, leider aber ich nicht. Mein Bauch bzw. eher Unterleib schmerzte, vor allem wenn ich in Aeroposition fahre. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Parkplatz Minimundus. Von dort hatten wir nur ein paar Minuten Fußweg bis zum Ironman Event Gelände. Die Achilles schmerzte schon beim Gehen. Super, morgen sollte ich einen Marathon laufen…
Aber zuerst brauchten wir die Startunterlagen, vor allem die von Emma. Die kleine Maus wollte am Nachmittag beim Ironkids (50 m Swim im Wörthersee und 450 m Run) starten. Emma war etwas nervös und sich nicht mehr sicher, ob sie starten würde. Als nächstes holten wir meine Unterlagen. Wenigstens funktionierte dies ohne Komplikationen. Wir trafen meine Kollegen von tRi.P.coaching und Brigittes Bruder Hans. Gemeinsam schlenderten wir noch durch das Expo-Gelände. Mit unseren Ironman Bänder durften wir kostenlos in das Strandbad. Ich paddelte noch ein paar Meter mit dem Neopren. Wenigstens hatte ich beim Schwimmen keine Probleme.
3. Iron-Emma oder was der Papi kann, das kann die Tochter schon lange…
Das Event hieß Ironman Austria in Klagenfurt. Für den Papi war es der 9. Start und Finish bei einem Ironman, aber auch die 8-jährige Emma Winklmeier wollte Triathlonluft schnuppern. Perfekt dafür ist ein Start bei den Iron-Kids am Tag vor dem Ironman. Die wahren Helden sind ganz klar die Kinder, die alle hochmotiviert an die Startlinie wollten. Die kleine Maus hatte aber im Vorfeld etwas Muffensausen und durfte natürlich selbst entscheiden, ob sie an den Start geht oder nicht. Eine Stunde vor dem großen Event, erklärte sie mir ganz leise, dass sie sich entschieden hätte. Auch ich haderte verletzungsbedingt mit dem Start.
Als mir meine Emma ins Ohr flüsterte, das sie bereit wäre, war mir selbst auch klar, dass es für mich genauso wenig einen Rückzieher geben würde. Danke kleine Maus. Der Start erfolgte in Altersklassen. Emma (Jahrgang 2014) musste 50 m im Wörthersee schwimmen und 450 m bis ins Ziel laufen. Nervös richtete sie ihre Wechselzone her und ging mit den anderen kleinen Athleten und Athletinnen ins Wasser. Hier wurden sie von Rettungsschwimmern unterstützt, so das den Kleinen nicht passieren würde. Startschuss und Go. Alle paddelten wie wild in Richtung Ufer und somit Schwimmausstieg. Viele der 8-Jährigen konnten schon perfekt Kraulen, aber auch Emma schlug sich wacker brustschwimmend im Mittelfeld. Raus aus dem Wasser, rein in die Wechselzone und ab ging es auf die Laufstrecke.
Voller stolz lief Emma durch das Ziel, das auch am Tag danach mein Ziel werden würde und bekam über beide Ohren strahlend ihre wohlverdiente Medaille überreicht. Ich musste mir die Freudentränen aus den Augen wischen, als meine stolze Maus in Siegerpose im Ziel stand. Meine kleine Iron-Emma. Sie holte sich den 6. Platz von 10 Teilnehmerinnen des Jahrgangs 2014 in 3:32 min. Irgendwann stehen wir beide zusammen am Start eines Triathlons oder vielleicht sogar Ironmans…
Am späten Nachmittag gab ich mein Rad und Wechselbeutel in der Wechselzone ab. Gemeinsam mit Hans aßen wir in einer Pizzeria am Keutschacher See zu Abend. Wie immer vor einem Ironman, hielt sich ein tiefer Schlaf in Grenzen. Tausend Mal schaute ich auf die Uhr und wälzte mich von einer Seite auf die andere. Aber irgendwann ist jede Nacht zu Ende.
4. Raceday Swim
Der Handy-Wecker holte mich um viertel nach 4 aus den Federn. Ich schlich aus dem Schlafzimmer ins Bad. Hier hatte ich meinen Rucksack und Klamotten deponiert. Leider stellte ich beim obligatorischen Stuhlgang Darmprobleme fest. Genauer will das hier nicht ausführen. Ein weiterer Stein oder eher Felsen, der mir in den Weg gelegt wurde. Ich hatte noch ein paar Minuten, um zu entscheiden. Start oder DNS? Ich entschied mich, trotz aller Hindernisse, für den Start.
Mein Plan war zu schwimmen, Ironmanluft zu schnuppern und dann auszusteigen, da der Rad- und Laufpart keinen Sinn machen würden. Ich wurde um viertel nach 5 von der Mama von Neumi Flo abgeholt und bis zur Wechselzone chauffiert. Im Strandbad wuselte es von motivierten Ironmanathleten und Athletinnen. Langsam wurde es ernst und Nervosität stieg in mir auf. Sollte ich wirklich an den Start gehen? Die Moderatoren heizten die Stimmung an. Ich ging nochmals auf die Toilette, nahm ein Gel und marschierte zum < 1h 10 min Startblock. Durch den Rollin Start ist es erfahrungsgemäß im Wasser etwas entspannter.
Schon kam ich an die Reihe und mein bester Freund der Wettkampf-Winkl war pünktlich zum Start bei mir. Ich fühlte mich überraschend gut. Das lag wahrscheinlich am überhöhten Adrenalinspiegel. Nach einem Kilometer musste ich kurz die Schwimmbrille auswaschen, da ich nur noch Nebel vor den Augen hatte. Ich hielt mich an den Bojen immer etwas vom Trubel entfernt. Nach knapp 1,5 Kilometer ging es wieder in die andere Richtung und als ich in den Lendkanal einbog, war es vorbei mit der Ruhe. Immer wieder kam es zu Körperkontakt. Fleißig wurde mir von hinten auf die Füße gedroschen und der ein oder andere wollte mich abdrängen. Aber ich behauptete mich ganz wacker. Nach 3,8 km kam der lang ersehnte Schwimmausstieg.
Gefühlt war ich sehr lange im Wasser. Freundliche Helfer zogen mich aus dem Kanal und etwas wackelig joggte ich in Richtung Wechselzone. Kurz schweifte mein Blick auf die Uhr und ich war überrascht, dass diese nur 1h 08 min 30 sec anzeigte. Trotz des wenigen Trainings konnte ich eine gute Schwimmzeit vorweisen. Der Gedanke an Aussteigen war zuerst mal beiseitegelegt. Ich lief zum Wechselbeutel, entledigte mich meines Neoprens und machte mich für den Radpart bereit. Da der Darm und Bauch schmerzten, suchte ich das nächste Dixi auf. Die Wechselzeit war dadurch mit über 11 Minuten grottig, aber an sich war es egal. Auf zu Teil 2 von 3…
5. Raceday Bike
Die neu kreierte 180.2 km 1500 Höhenmeter Radstrecke über eine Runde führt von der Wechselzone in der Nähe der Universität Klagenfurt durch die Dörfer und Städte nördlich von Klagenfurt. Ich radelte los und musste schnell feststellen, dass ich in Aeroposition unmöglich fahren konnte. Das ich auf dem Rad überholt werde, bin ich schon gewohnt, aber dieses Mal wurde ich gefühlt alle 10 Sekunden einen Platz nach hinten geschoben. Ich setzte mir die nördliche Schleife mit 90 Kilometer als erstes Ziel. Evtl. würde ich dann aussteigen. So mal wieder der nächste Plan. Ich fuhr durch kleine Dörfer, immer wieder kamen kurze Anstiege und moderate Abfahrten.
Alle meine Freunde von tRi.P.coaching überholten mich nach und nach. Ich versuchte mich so gut es ging zu ernähren und genügend zu trinken. Drei Stunden und 90 Kilometern konnte ich wenigstens einen 30 er Schnitt halten. Ich fühlte mich eher kaputt und ausgelaugt, aber dann kam ich wieder zurück zum Ausgangspunkt, wo mich meine Kinder und meine Frau an der Strecke erwarteten und mir zujubelten. Meine Motivation stieg wieder an und ich wollte definitiv weiterfahren. Auf dem zweiten Teil der Gesamtdistanz führt die Radstrecke entlang des Wörthersees. Meine Motivation blieb, als ich am Südufer des Sees fuhr, aber die Beine wurden schwerer und schwerer und das Genick und der Bauch fühlten sich nach einem Totalschaden an. Landschaftlich ist die Strecke wirklich toll, aber so richtig brachte mir das zu diesem Zeitpunkt nichts.
Ich kämpfte Kilometer um Kilometer vorwärts und nach ca. 160 Kilometer kam endlich der letzte Anstieg, der es in sich hatte. Vor mir lag der Rupertiberg und ich musste wirklich alles geben, um nicht schieben zu müssen. Auch die letzten 20 Kilometer zogen sich enorm und mir war klar, dass ich keinen Marathon mehr laufen könnte. Das enorme Trainingsdefizit im letzten halben Jahr machte sich bemerkbar. Der Gedanke an aussteigen, war ziemlich akut. Als ich zur Wechselzone kam, stand wieder meine Familie am Rand und nun war mir klar, den Marathon werde ich schaffen. Die größte Motivation bei solchen Wettkämpfen sind Brigitte, Emma und Timi für mich. Trotz meiner schlechten Radzeit von 6 h 21 min 52 min und einem 28 er Schnitt ließ ich mich nicht mehr beirren und zog meine Laufschuhe an.
6. Raceday Run
Die 42.2 km Laufstrecke über zwei Runden ist flach und schnell. Die Athleten laufen aus der Stadt in Richtung Krumpendorf zum Wendepunkt, bevor sie sich ins Stadtzentrum aufmachen, wo die zahlreichen Zuschauer bis zu den letzten Athleten einen unglaublichen Support bis hin zur magischen Finishline bieten. Ich trank ein Gel und lief verhalten los. Ich wollte die Achilles nicht zu sehr strapazieren.
Nach 2 Kilometer kam ich tatsächlich etwas in Fahrt und eine 4:45 Pace stand auf meiner Uhr. Ich trank wie immer an jeder Verpflegungsstation Cola, nahm Salz und aß ein Stück Banane. „Never change a running system“ ist mein Motto bei langen Distanzen. Nach 10 Kilometern suchte ich vergeblich meine Mäuse, die mich leider verpassten. Somit lief ich in Richtung Stadtzentrum und wieder zurück. An den Verpflegungsstation ließ ich mir viel Zeit, da nur noch das Finish zählte und Bestzeiten bei diesem Rennen kein Thema waren. Überraschenderweise hielt sich meine Achillessehne zurück und hinderte mich nicht beim Laufen. Leider machte sich mein Bauch und Darm immer mehr bemerkbar. Nach der ersten Runde sah ich dann endlich meine Familie und ich stoppte bei ihnen. Ich drückte alle drei ganz fest und lief in die zweite und letzte Runde.
Bei Kilometer 28 traf ich auf Florian, der körperlich am Ende war und aussteigen wollte. Wir gingen einige Meter zusammen und ich konnte ihn motivieren weiterzumachen und den Marathon zu Ende zu wandern. Ein letztes Mal kam ich durch das Zentrum von Klagenfurt. Das Ziel war in erreichbarer Nähe. Nach über 12 Stunden lief ich in den Zielkanal ein. Mein Blick fand schnell meine Liebsten. Ich klatschte ab und lief weiter in Richtung Zielbogen. Wie immer ein brutal bewegender und emotionaler Moment.
Mit Tränen in den Augen (das wird sich wohl nie ändern) lief ich durch das Ziel und zum 9. Mal hieß es für mich „You are an Ironman“. Keine Zeit, auf die ich stolz sein konnte, aber ich war extrem stolz unter den Umständen es überhaupt in das Ziel geschafft zu haben. Man muss eben das Beste aus dem machen, was man zur Verfügung hat. Ich holte den 133. Platz von 271 Athleten in der Altersklasse M45 und den 891. Gesamtplatz von 2096 Athleten in genau 12 Stunden 20 Minuten und 44 Sekunden.
7. Heimreise und Fazit
Auch mein Schwager Hans und die anderen Athleten von tRi.P.coaching schafften es mit einem super Ergebnis ins Ziel. Ich dusche und aß eine Kleinigkeit, bevor wir uns gegen 21 Uhr auf die lange Heimreise machten. Leider kamen wir erst um 3 Uhr zuhause in Schwarzach an. Ein langer, aufregender Tag ging zu Ende…
Mit einer verletzungsbedingten Vorgeschichte ging ich an den Start beim Ironman Klagenfurt. Lange stand dieser in der Schwebe und das Finish erst recht. Deshalb bin ich umso stolzer, dass ich meinen 9. Ironman finishen konnte. Danke mal wieder an die beste Familie der Welt, Brigitte, Emma und Timi. Ohne euch drei würde ich das nicht schaffen…